Dienstag, 3. Januar 2017

Zinsen- Was ist das überhaupt?

Zinsen – Was ist das überhaupt?

Jeder hat schon mal etwas von ihnen gehört und weiß, dass es sie gibt. Wenn man sich jedoch etwas mehr mit dem Thema beschäftigt, wirft dies einige Fragen auf. Wieso gibt es sie überhaupt? Wozu ist der Leitzins gut? Resultiert aus dem niedrigen Leitzins tatsächlich eine Inflation, wie es in der Theorie sein sollte?

Wenn man sich Geld leiht, muss man Zinsen zahlen, das ist allseits bekannt. Der Kreditgeber trägt ein gewisses Risiko, wenn er Geld verleiht, und wird dafür durch die Zinsen entschädigt. In der Zeit, in welcher das Geld verliehen ist, kann er dies z. B. nicht selbst investieren. Zinsen könnte man daher auch als Preis für das geliehene Geld bezeichnen.
Die Bank bietet allen Menschen an, sich Geld zu leihen, solange sie kreditwürdig sind, also in der Lage sind, die geliehene Summe und die Zinsen zurückzuzahlen.
Wie hoch die Zinsen sind, wird durch verschiedene Faktoren bestimmt.
Zum einen durch den Leitzins der zuständigen Zentral- oder Notenbanken. In Europa ist dies die EZB, in den USA die FED. Von diesen zentralen Geldinstitutionen beziehen die Geschäftsbanken ihre Reserven, für welche sie Zinsen zahlen müssen. Wenn sie wenig Zinsen bezahlen müssen, der Leitzins also niedrig ist, verlangen sie i.d.R. auch niedrige Zinsen von ihren Kunden. Falls der Leitzins erhöht wird, werden sehr wahrscheinlich die Zinsen für neue Kredite (kurze) bei der Bank höher sein.
Somit ist der Leitzins ein Mittel der EZB, die Wirtschaft im Eurowährungsraum in einem gewissen Maße zu beeinflussen.

Wenn der Leitzins niedrig ist, sind Unternehmen eher dazu geneigt, viel zu investieren, und die Nachfrage der Verbraucher steigt in der Regel ebenfalls. Wenn man Geld benötigt, ist es ja sinnvoll, es sich zu leihen, wenn man zusätzlich nicht noch einen großen Haufen an Zinsen mit zurückzahlen muss, oder? Weiterhin wird meist mehr in Aktien investiert, da die Chancen gut stehen, dass Unternehmen Gewinne erzielen. Dies muss jedoch nicht immer der Fall sein. Wenn ein Unternehmen nicht mit einer erhöhten Nachfrage rechnet, wird es nicht einen Kredit in Anspruch nehmen, um zu expandieren, egal wie günstig er ist. Jedoch sorgen niedrige Zinsen i.d.R dafür, dass mehr Kredite bei Banken in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig sind auch die Zinsen auf Sparguthaben niedrig, was beim Anlegen von Ersparnissen ein Nachteil ist.

Zusammengefasst kann man sagen, dass bei niedrigen Zinsen die Banken sich günstiger Geld bei der EZB leihen und somit ihre Kredite günstiger vergeben. Gleichzeitig sind auch die Zinsen für Ersparnisse niedrig. So soll die Wirtschaft angekurbelt werden, indem die Haushalte mehr Geld ausgeben.

Auf der anderen Seite kann die EZB den Leitzins auch erhöhen, wenn sie es für nötig hält. Ein hoher Leitzins sorgt bei einer überhitzten Wirtschaft dafür, dass instabile Preise vermieden werden. Wenn die Produktionskapazitäten ausgelastet sind, führen niedrige Zinsen eben nicht mehr zu einer erhöhten Produktion, sondern zu höheren Preisen.
Dem kann mit den erhöhten Zinsen entgegengewirkt werden, da so die Kredite teurer werden und weniger investiert wird als vorher, womit im besten Fall ein Hauptziel der EZB erreicht werden kann, nämlich die Stabilität der Preise. Bei einem hohen Leitzins steigen auch die Zinsen auf Sparguthaben, sodass es sich wieder mehr lohnt, Geld anzulegen.
Nun wären erstmal einige Gründe erklärt, warum die Zinsen erhöht oder gesenkt werden. Das sind bei weitem noch nicht alle, aber bei so einem komplexen Thema wollen wir es nicht noch komplizierter machen.
Vor diesem Hintergrund lässt sich erklären, warum die Zinsen im Moment so niedrig sind.

Seit der großen Bankenkrise 2007 herrschen niedrige Zinsen vor. Als sämtliche Banken staatliche Hilfe benötigten, um zu überleben, hat zuerst die amerikanische FED den Leitzins gesenkt, gefolgt von der EZB. Dies sorgte dafür, dass Geld billig wurde und somit den Banken ermöglicht wurde, sich große Summen Geld zum niedrigen Zinssatz zu leihen. Weiterhin wurden somit der Dollar und der Euro abgewertet. Wenn der Leitzins sinkt, folgt daraus eine geringere Nachfrage nach Staatsanleihen. Bei einer Senkung des Leitzinses sinkt somit die Nachfrage nach der Währung und sie wird abgewertet. Somit wurden Kredite für Kunden billiger und die zentralen Banken erhofften sich einen Aufschwung der Wirtschaft. Jedoch muss das, was in der Theorie funktioniert, nicht unbedingt in der Praxis funktionieren. Aber warum nicht?

Wie erwähnt, wenn Kunden keinen neuen Kredit aufnehmen möchten, kann die Bank sie nicht dazu zwingen. „Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie selber“ (Karl Schiller). Dem defensiven Verhalten der Unternehmen und Haushalte kann man nicht wirklich entgegenwirken und so gelangt das Geld gar nicht erst in den Wirtschaftskreislauf.
Durch diese Zusammenhänge wird auch verständlicher, warum sich sparen zu Zeiten des Niedrigzinses nicht mehr so lohnt wie zuvor. Wenn die Banken durch ihre Kredite keine großen Gewinne mehr erzielen, senken sie gleichzeitig die Zinsen auf die Einlagen ihrer Kunden. Lohnt sich sparen also überhaupt noch?

Ich hoffe ihr blickt bei dem Thema Zinsen nun ein bisschen besser durch.

Bis bald,

Eure Pauline





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